Donnerstag, 2. Juli 2015

Kurzgeschichte



Rentner und die Zeit


Bekanntlich haben Rentner nie Zeit...
Auch an der schönen Costa Blanca ist es nicht anders. Da laufen die Uhren zwar ein wenig gemächlicher, aber diese eine Tatsache, diese eine Gegebenheit…, die Sache mit der Zeit, das holt einen auch dort, irgendwann mal gnadenlos ein.

Vor Jahren, als wir uns dazu entschlossen haben unser Lebensabend hier zu verbringen, waren wir noch optimistisch. Wir dachten die Zeit könnte ab und an stehen bleiben,  die würde langsamer ablaufen als sonst, oder zumindest würden wir dieses Gefühl dafür entwickeln, bei dieser plötzlich entstandenen und viel zu viel vorhandenen Freizeit.
Ohne Arbeit, ohne Stress, mit dem endlos langen Stunden, die so ein Tag zum bieten hat.
Der Tag hat tatsächlich nur eine begrenzte Zahl an Stunden zu Verfügung, auch nicht mehr und auch nicht weniger… genau so viel wie früher. Nur so lange wir damals in diese Stunden alles zum reinpacken versuchten, neben die Arbeit; die Kinder, den Haushalt, die Hobbys, die Freunde, das Einkaufen, das Vergnügen… standen sie auf einmal unausgefüllt und leer vor uns da.
Und das sollte nach Möglichkeit auch so bleiben, dachte ich.
Am Anfang genossen wir noch diese schöne, neue, unbekannte Erfahrung und wenn uns ab und an doch noch das plötzlich aufgetretene schlechte Gewissen plagte - ob wir soviel  Luxus überhaupt verdient haben - zwangen wir uns gleich zur Einsicht und lieferten die passende Erklärung dazu:
- Ja, wir sind jetzt Rentner… das ist jetzt unsere Zeit! Wir können tun und lassen, was wir wollen… schlafen und wen es sein muss den ganzen langen Tag, ohne den lästigen Wecker… Essen und Trinken, wann und wo es uns gefällt oder danach ist, und faulenzen so lange…so lange es unsere angeschlagene Wirbelsäule nur aushält.

Jedoch nach ein paar Monaten, völlig überraschend und ganz unbemerkt schleicht sich die alte Gewohnheit wieder ein. Langsam fängt es an, breitet sich aus wie ein grippaler Infekt, ohne Vorwarnung, ohne Ankündigung und eher du dich versiehst, ist es ja schon zu spät, es ist schon passiert und die Geschehnisse nehmen ihren lauf.
Bei uns meldete sich dieses Symptom auf eine sehr merkwürdige Art und Weise.
Mein Mann fing eines Tages an, die Schlafzimmerrollos nicht mehr herunterzulassen. Die bis dahin vorhandene und angenehme Dunkelheit, die mir bis dato mein Zeitgefühl völlig ausgeschaltete und  mir eine angenehme Ruhephase ermöglichte - der nur durch das steigernde Hungergefühl unterbrochen werden konnte - war plötzlich weg.

Auf einmal drang die Sonne - ohne sich dafür zu endschuldigen -  immer aufdringlicher in die Räumlichkeiten hinein. Mit zunehmender Kraft schien sie auf unsere Gesichter, kitzelte die noch verschlossenen Augenlieder und lachte tanzend auf unseren ganzen Körper.
- Wir müssen aufstehen, kuck mal wie schön es draußen ist! - sagte überraschend mein Mann mit einem lauten Seufzer und starte durch das offene Fenster.
- Ja, gleich. Nur noch ein bisschen. Es läuft uns doch nichts davon. – brummte ich leise.
Aber nach einigen Umdrehungen  erklang wieder seine begeisterte Stimme, der gleichzeitig die um uns liegende Natur mit all ihren Einzelheiten ausmalte, und zur der Teilnahme an diese wundersame Ereignis motivierte. Irgendwann gab ich geschlagen auf.
Die folgenden Wochen und Monate stellten mich auf eine harte Probe. Die Sonne erschien immer früher auf der Bildfläche, und jedes Mal wurden mir die draußen stattgefundenen Veränderungen, mit hinreißenden Wörtern vorgeführt. Damit wurde ich dazu getrieben, mein kuscheliges Bett endlich zu verlassen.
- Und jetzt machen wir einen ausgiebigen Spaziergang – hörte ich eines Tages  – und das vielleicht noch vorm Frühstück und dann Schwimmen wir noch ein paar Runden… und dann widmen wir uns den Garten zu…und dann machen wir einige Einkäufe…und dann fahren wir  noch am Strand…und dann dies und dann das.
Seine Aufzählungen schienen kein Ende zu nehmen.
Ich folgte die Aufforderungen - zwar mit Widerwillen - aber was blieb mir auch anders übrig, als an diesen vielen  Aktivitäten teilzunehmen? Ich wünschte mir ab und an, er möge sich doch mal ganz dringend nur an diese eine nackte Tatsache erinnern… dass wir jetzt Rentner waren.
Rentner mit Zeit, mit Ausgelassenheit und  mit einem etwas langsameren Tagesablauf.
Doch er schien gerade diesen letzten Abschnitt des Lebens und die damit verbundenen Annehmlichkeiten des Alltags vergessen zu haben.
Unser Tag war plötzlich wieder ausgefüllt. Wir rasten von einem Termin zum anderen und als wir auch noch mehrere mit ähnlichen Bedürfnissen ausgestattete Menschen kennenlernten, war es endgültig aus mit meiner letzten Hoffnung auf ein wohlverdientes Pensionierungsdasein.
Wir gingen wandern und zwangen uns mühselig durch das Gestrüpp, begleitet von einigen schmerzhaften Blasen welches das neue Schuhwerk verursachte, machten Einladungen oder besuchten die an den  weitgelegensten Orten residierenden „Leidensgenossen“.
Beim Einkaufen drängte ich mich auf einmal ungeduldig an der Kasse vor und schubste, rempelte die Leute an, forderte sie genervt auf, sich ein wenig schneller zu bewegen. Schließlich hatte ich ja gar keine Zeit mehr für solche unnötige Wartereien. Ich musste mich nach den streng ausgearbeiteten und festgelegten Tagesabläufen richten… und die wurden nicht weniger.
Zu meinem Leidwesen entdeckte mein Mann eines Tages im Radio auch noch eine deutschsprachige Sendung, wo man nach einigen wichtigen Informationen, für ein wenig geistige Erfrischung sorge getragen wurde. Jeden Tag erklangen zehn neue Fragen aus unterschiedlichsten Wissensbereichen, die von den zahlreichen Zuhörern, mal mit Leichtigkeit, mal etwas mühselig beantwortet wurden. Nach erfolgreicher Lösung bekam man eine Nummer, der wiederum mit ein wenig Glück einigen Außererwählten, verlockende Sachpreise oder Gutscheine beschert hatte.
Erst jetzt brach der Stress so richtig aus.
Pünktlich um acht Uhr morgens saßen wir schon am Frühstückstisch, und dabei fieberten wir den  geheimnisvollen Fragen entgegen.
„ Geburtsort von Verdi? …Wer war der erste Astronaut von Vereinigten Staaten? ...Was essen die Japaner zum Frühstück? … Wie viel Beine hat ein Tausendfüßler? Usw…usw…
Unsere Gehirnzellen arbeiteten auf Hochtouren - durchforschten die längst abgelegten und eingebrannten Stationen - damit unsere Finger schnellstmöglichst die angegebene Nummer wählen konnte, bevor uns eventuell ein anderer Mitspieler zuvorkam.
Zwischendurch ein schluck Kaffee zur Stärkung…ein schneller Blick ins Atlas… und unsere sichtbar angespannten Gesichtzüge verrieten die völlige Konzentration.
Woche für Woche durchlebten wir diesen morgendlichen geistigen Stress, achteten sehr genau auf alle gelösten Fragen, sowie falschen Antworten und hofften auf eine angemessene Entschädigung für unsere Bemühungen.
Unter ihnen gab es tatsächlich ein paar sehr verlockende und verführerische Angebote, nämlich ein Wellnessgutschein in einem vier Sterne Hotel. Schon alleine der Gedanke daran löste bei mir den dringenden Wunsch  aus, diesen Gutschein unbedingt besitzen zu müssen, denn ich sehnte mich nach ein wenig Ruhe. Ja, Ruhe !!!
Und eines Tages war es dann soweit.
Die Nummer 8 - das war ich - erhielt als Belohnung die Möglichkeit, einen ganzen langen Tag lang in lauwarmen Wasser zu plantschen, bei der Saunabesuchen die letzten „Wasservorräte“ loszuwerden,  auf harten Steinen laufen zu dürfen und unter die kalte Dusche, - oder mit festgefrorene Eismasse -  sich bis zu unterschiedlichsten Hautverfärbungen fit zu reiben. Wunderbar…!
Erwartungsvoll suchte ich die vornehmen Räumlichkeiten auf, und nahm mir ganz fest vor,
eine totale Entspannung anzustreben, um in einer völliger Harmonie zerfließen zu können.
In Begleitung von leiser und sanfter Musik, streckte ich mich erstmals glücklich auf die bequeme Liege aus. Endlich. Dabei schürfte ich den so gesunden Kräutertee, der eigentlich nach verfaultem Gras schmeckte.
Ja, so könnte man es aushalten, dachte ich mir träumerisch. Das wäre doch das ideale Rentnerleben. Ruhe, Entspannung und eine vollkommene körperliche sowie geistige Erholung.
Haben wir nicht immer schon davon geträumt?
Na dann, kosten wir es doch mal einfach aus, führte ich meine Gedanken weiter.
Ein kurzer Blick auf die Wanduhr verriet mir aber, dass ich theoretisch schon eine ganze Weile damit beschäftigt gewesen war - wie ich nun diese wertvollen Stunden für mich nutzen würde - aber noch nichts dafür getan habe.
Schnell sprang ich auf und betrat die viel zu warme Sauna. Nach kürzester Zeit, trieb mich aber der übermäßige Schweißfluss zur Flucht. Bei einer kalten Dusche, wobei mir alle Nackenhaare zur Senkrechtstand gezwungen wurden, normalisierte sich langsam meine Körpertemperatur. Um mein Kreislauf noch mehr ins Schwung zu bringen, lief ich ein paar mal mit zusammengebissenen Zähnen durch die glitschigen Steine rum und tauchte dann genüsslich in den warmen Becken ein. Köstlich…
Anschließend folgte wieder ein Dampfbad…eine kalte Dusche…dann noch ein „Gesundheitstee“… kurzer Aufenthalt auf der Liege…usw. Dies alles tätigte ich drei, bis viermal in kürzester Zeit in eine streng eingeteilten Reihenfolge, und das mit einem Schnelldurchlauf.
Der erneute Blickkontakt mit der Wanduhr bestätigte mir diese Tatsache. Es sind gerade mal zwei Stunden vergangen, seit dem ich angefangen habe mich zu „erholen“…und ich war  schon komplett durch mit dem ganzen Programm… und das mehrmals hintereinander.
Und erspannt…? War ich auch nicht so richtig. Im Gegenteil.
Plötzlich übernahm  die Uhr die Herrschaft über mich und beanspruchte  meine völlige Aufmerksamkeit. Immer wieder blickte ich auf dem Sekundenzeiger, der mit spöttischer Schnelligkeit mir  davonzulaufen schien.
Ich rechnete.
Wie viel Zeit sollte ich den noch hier verbringen?
Was hätte ich den alles noch machen können, in diese Zeit?
Ich wurde immer unruhiger…, und auf einmal packte ich schnell meine Sachen zusammen.

Ich konnte einfach nicht anders…ich konnte meine Ruhe nicht mehr finden, weil ich selber infiziert war, und zwar von dem Virus, den man „Rentnerstress“ nennt.












Donnerstag, 28. Mai 2015

Mittwoch, 18. März 2015

Donnerstag, 19. Februar 2015

Garten-Idylle

Der Frühling ist immer eine willkommene Jahreszeit. Der lange, kalte Winter geht zu Ende und so langsam färbt sich der Garten mit bunten Blumen und plötzlich ensteht ein duftendes und harmonisches Bild.
Dies wollte ich mit meine drei hier gezeigten Bildern eingfangen.

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Sonntag, 25. Januar 2015

Spanien...
ein Land des Lichts,Sonne,Meer und
Architektur mit vielen kleinen Kirchen.
Die gaben mir auch die Inspiration sie zu malen und davon zeige ich einige...
© by MARIA FÖLDY

alle Rechte diese Bilder liegen bei mir...

Montag, 29. Dezember 2014

Winter

Blattform 28 x 38 cm

Weitere Bilder sind auf mein Homepage zu sehen : http//maria60.jimdo.com

Sie können mir gerne auch eine Nachricht senden unter: gabormaria.foeldy@gmail.com